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Die OECD kritisiert die deutsche Rentenreform

OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, hat die Änderung des deutschen Rentengesetzes stark kritisiert. „Die Zeiten, in denen Deutschland international als gutes Beispiel für die Gestaltung der Rentensysteme galt, sind mit den neuesten Beschlüssen vorbei“, erklärt der Generalsekretär der OECD, Angel Gurría, in einem Interview gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Anlass der Kritik ist die Einführung der Mütterrente. Diese sei, so die OECD, eine unnötige Belastung für die nächste Generation. Auch die heutigen Rentner würden darunter leiden, da sich dadurch die Möglichkeiten späterer Rentenanpassungen an die Inflation verringern. Die Bundesregierung hatte Anfang des Jahres die Mütterrente eingeführt, die Erwerbsminderungsrente erhöht und gleichzeitig die Option, ab dem 63. Lebensjahr abschlagfrei in Rente zu gehen, beibehalten. Kanzlerin Merkel ist gestern nach Paris gereist, wo sie unter anderem den Sitz des OECD besucht hat.

Altersvorsorge wird zu sehr vernachlässigt

Noch immer halten viele Menschen die private Altersvorsorge für überflüssig und werden darin von selbsternannten Experten bestärkt. Wenn es sich dabei um Finanzfachleute handelt, sollten die Bürger jedoch bedenken, dass diese nicht uneigennützig handeln, wenn sie ihnen, zu Lasten der Altersvorsorge, kurzfristige Anlagen oder den Kauf diverser Gebrauchsgegenstände offerieren. Auf Vorsorge für das Alter kann jedoch nur verzichten, wer seinen Ruhestand mit einer Rente auf Hartz-IV-Niveau plant. Denn die Rentenlücke wächst. Wie der Rentenversicherungsbericht von 2011 zeigt, beträgt die derzeitige gesetzliche Rente, die nach 45 Arbeits- bzw. Beitragsjahren gezahlt wird, durchschnittlich 50 Prozent, des Nettoeinkommens. Tendenz sinkend. Das entspricht für Männer rund 1000 und für Frauen gerade einmal 500 Euro monatlich. Trotzdem verringert sich die Bereitschaft der Deutschen, für ihr Alter vorzusorgen. Derzeit sind lediglich 24 Prozent der Arbeitnehmer bereit, in ihre Altersvorsorge zu investieren, wie eine aktuelle Umfrage durch das Allensbach-Institut, die im Auftrag des Versicherungsverbands GDV durchgeführt wurde, belegt. Wichtiger sind den Befragten die Ausgaben für gutes Essen, moderne Kleidung, Mobiliar, oder verschiedener technischer Geräte. Doch gerade im Alter ist man verstärkt auf Dienstleistungen und technische Hilfsmittel angewiesen. Deshalb sollte sich jeder bewusst machen, dass ihn die Versäumnisse von heute, in naher Zukunft zum Verhängnis werden können – und diesbezüglich schnell handeln. Auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Rentensparpläne, lassen sich online leicht, durch verschiedene Vergleichsportale ermitteln.

Rentenkassen-Reserve auf Rekordhöhe

Das „Handelsblatt“ veröffentlichte die aktuellen Zahlen der Rentenkassen-Reserve. Diese sind auf ein neues Rekord-Hoch gestiegen. Trotz der Kosten für die anstehende Rentenreform, die mit 4,4 Milliarden Euro veranschlagt werden, rechnet die Deutsche Rentenversicherung auch in diesem Jahr mit Rücklagen in Höhe von 35 Milliarden Euro. Als Grund wird die Absenkung der Rentenbeiträge genannt, die eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Angesichts der Rückstände müsste der Rentenbeitrag von derzeit 18,9 auf 18,3 Prozent verringert werden. Dies wurde allerdings von der Regierungskoalition verhindert, um die für die nächsten Jahre erwarteten höheren Aufwendungen abfedern zu können. Eine Senkung des Beitragssatzes wäre demnach ohnehin nur vorübergehend, während durch die Rücklagen eine in den kommenden Jahren erwartete Erhöhung verzögert werden kann.

Das Rentensystem ist familienfeindlich

Laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung, benachteiligt das derzeitige Rentensystem Familien, da Eltern nicht mehr Rente erhalten als Kinderlose. Zudem werden die jetzt 13-Jährigen bis zum Renteneintritt rund 77.000 Euro mehr an Rentenbeiträgen zahlen müssen, als sie selbst an Rente beziehen werden. „Unser Rentensystem benachteiligt Familien – ausgerechnet diejenigen, die das System am Leben erhalten“, kritisiert Jörg Dräger, vom Stiftungsvorstand. Die Bertelsmann Stiftung forderte deshalb dir Regierung auf, das aktuelle Rentensystem möglichst zügig zu reformieren. „Spätestens mit dem Ende des demographischen Zwischenhochs 2030 gerät unser heutiges Rentensystem massiv unter Druck“, erklärt Dräger. Darum sollte die Politik schnell handeln und das Rentensystem „familiengerecht“ und „langfristig demographiefest machen“. So schlagen die Experten der Bertelsmann-Stiftung beispielsweise vor, Kinderfreibeträge in das Rentensystem zu integrieren, um dieses familienfreundlicher zu gestalten. Auch die aktuelle gesetzliche Obergrenze der Rentenbeiträge müsse angehoben werden, um die durch steigende Lebenserwartung höhere Belastung der Rentenkasse auszugleichen. Derzeit liegt die Obergrenze bei 22 Prozent.

Koalitionsvertrag: Zwei Prozent mehr Rente

Sollte die SPD-Basis einer großen Koalition zustimmen, dann könnte dies für die 20 Millionen Rentner in Deutschland eine, wenn auch nur minimale, Rentenerhöhung bedeuten. Auf eine Steigerung um 2,13 Prozent in Westdeutschland und 2,25 Prozent im Osten, einigten sich CDU/CSU und die SPD. Schon im Juli kommenden Jahres könnte die Erhöhung, die zumindest einen Inflationsausgleich darstellt, zum tragen kommen. Parallel muss, nach derzeitiger Rechtslage, die Beitragshöhe der Rentenversicherung herabgesetzt werden, da die Nachhaltigkeitsrücklage mit 31 Milliarden Euro das anderthalbfache einer Monatsausgabe überschritten hat. Um diese Beitragssenkung zu verhindern, debattieren CDU und SPD derzeit über eine mögliche Gesetzesänderung, die aber voraussichtlich nicht mehr rechtzeitig erscheinen wird, so dass ab Januar mit einer Senkung der Beiträge von aktuell 18,9 auf 18,3 Prozent gerechnet wird. Die CDU würde statt dessen die überschüssigen Beträge lieber in eine Mütterrente investieren, während die SPD das Renteneintrittsalter für diejenigen senken will, die bereits 45 Versicherungsjahre nachweisen können.