Nicht nur die Staatsfinanzen, auch die Gesundheitsvorsorge der Europäer könnte langfristig unter der aktuellen Finanzkrise leiden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies darauf, dass wirtschaftliche und daraus resultierende soziale Krisen oft zu Kürzungen bei den staatlichen und privaten Ausgaben für Gesundheit führen. Aktuell werden Europäer durchschnittlich 76 Jahre alt. Dies ist zum Einen der Beherrschung verschiedener tödlicher Erkrankungen zu verdanken, die in der gesamten Menschheitsgeschichte die Populationen regelmäßig dezimierten, wie beispielsweise die Pocken oder die Pest. Zum Anderen haben die verbesserten Lebensbedingungen vielen Krankheiten und Seuchen die Grundlage entzogen. Die verbesserte Gesundheit der Bevölkerung ist jedoch wesentlich an die staatliche Gesundheitsvor- und Fürsorge und deren Finanzierung gebunden. Deshalb sind durch die Wirtschaftskrise nicht nur die wirtschaftlichen Fortschritte, sondern auch die Lebenserwartung der Menschen gefährdet, wie die WHO anmahnt. In diesem Bereich zu sparen wäre der falsche Weg und könnte, neben den unvermeidlichen wirtschaftlichen Problemen, zu sozialen Spannungen führen, durch welche sich die aktuelle Lage zuspitzen würde. Schon jetzt sind innerhalb der EU die Gesundheitsausgaben der einzelnen Staaten unterschiedlich hoch. Während beispielsweise in Frankreich knapp 12 Prozent des Bruttoinlandprodukts für die Volksgesundheit ausgegeben werden, sind es in Turkmenistan gerade einmal 2,5 Prozent, was sich auch im Human Development Index, dem Wohlstandsindikator, wiederspiegelt. Hier liegt Turkmenistan auf Platz 102, mehr als 80 Stellen hinter Frankreich.
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Lebensmittelskandal: Härtere Gesetze gegen Etikettenschwindel
Der Bundestag hat schnell auf den Pferdefleischskandal reagiert. Er beschloss, dass die Gesundheitsbehörde zukünftig die Öffentlichkeit schneller informieren muss. Bisher gilt das nur bei Verdacht auf eine Gesundheitsgefährdung. Ab sofort soll die Behörde jedoch auch bei einen „hinreichenden Verdacht auf [eine] erhebliche Täuschung“ die vorliegenden Fakten veröffentlichen. Der Gesetzesentwurf sieht nicht nur die Veröffentlichung von Betrugsversuchen vor. Auch die Bestrafung, mindestens mit einem angemessenen Bußgeld, ist darin geregelt. Nachteilig für Produzenten und Verkäufer ist, dass auch bei unwissentlich verkauften Produkten, die nicht den aufgeführten Inhaltsstoffen entsprechen, die Namen veröffentlicht werden. Dies passierte beispielsweise im gerade bekannt gewordenen Skandal um das illegal verarbeitete Pferdefleisch, als deutsche Produzenten und Lieferanten, im guten Glauben, das gelieferte Fleisch weiter verarbeitet und unter falscher Etikettierung verkauft hatten. In solchen Fällen geht das Interesse der Öffentlichkeit vor, auch wenn die getäuschten Großabnehmer keine Schuld trifft.
Eltern von Komasäufern sollen zahlen
Zukünftig sollen Eltern, deren Kinder sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und deshalb behandelt werden müssen, die Kosten dieser Behandlung mittragen. Jens Spahn, der Gesundheitsexperte der CDU, forderte für den Anfang eine Beitragspauschale von 100 Euro, um „sie an ihre Verantwortung zu erinnern“. Auch höhere „Strafgebühren“ hält der Abgeordnete für denkbar. Spahn: „Die stark steigende Zahl jugendlicher Komatrinker, die in deutschen Krankenhäusern eingeliefert werden, ist nicht hinnehmbar“. Dabei stören ihn allerdings weniger die gesundheitlichen Folgen, sondern der Geld- und Personalaufwand des Gesundheitswesens. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts mussten 2011 über 26.300 Kinder und Jugendliche, 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wegen Alkoholmissbrauchs medizinisch behandelt werden.
Medikamente: Wechselwirkungen oft unterschätzt
Seit Jahrzehnten steigt der Konsum von Medikamenten in Deutschland. Ärzteverbände und Krankenversicherungen warnen vor den Gefahren von Wechselwirkungen verschiedener Wirkstoffe. Diese werden von Patienten immer wieder unterschätzt. Eine diesbezügliche Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ergab, dass jede sechste Arzneimitteleinnahme das Risiko schwerer Wechselwirkungen birgt. Vor allem ältere Menschen, die dauerhaft mehrere Medikamente einnehmen müssen, leiden oft unter den Folgen unerwünschter Verbindungen verschiedener Wirkstoffe. Nicht nur fehlende Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten führt oft zur Verschreibung nicht kompatibler Medikamente. Auch wissen Ärzte oftmals nicht, welche Wechselwirkungen die von ihnen verordneten Arzneimittelkombinationen verursachen können. In 3,5 Prozent der rezeptierten Mittel ist mit „schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen“ zu rechnen. Deshalb ist es unumgänglich, dass Patienten ihre Eigenverantwortung wahrnehmen, sich stets die Packungsbeilage ihrer Medikamente genau durchlesen und auch bei geringfügigen Anzeichen gesundheitlicher Probleme, die mit der Einnahme neuer Arzneimittel zusammen hängen können, sofort ihren Arzt konsultieren, damit er eventuell gefährliche Wechselwirkungen erkennen, bzw. ausschließen kann.
Medikation von Diabetes-Patienten vor dem Durchbruch?
Australische und US-amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, wie das Hormon Insulin in die Körperzellen gelangt. Das eröffnet ihnen die Chance, die Medikation von Diabetes-Patienten derart zu optimieren, dass Insulin gezielter und seltener gespritzt werden muss. Dies wäre eine große Erleichterung für Diabetiker, die sich derzeit täglich eine Spritze setzen müssen, um ihre Insulinkonzentration im Blut konstant zu halten. Die Wissenschaftler ermittelten, dass Insulin sich an speziellen Insulin-Rezeptoren, an den Oberflächen von Zellen festsetzt. Dort wird das Molekül aufgebrochen und der Rezeptor öffnet sich, so dass eine Verbindung entsteht, durch die der Blutzuckerspiegel kontrolliert wird. Insulin ist lebensnotwendig, für den Transport der im Blut gelösten Glukose in die Zellen. Ohne Insulin würde der Stoffwechsel eines Menschen zum erliegen kommen. Doch nicht nur für Diabetiker, auch für Patienten mit Krebs oder Alzheimer ist die Entdeckung der Wirkungsweise des Insulin ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Krankheit, da auch dabei Insulin eine große Rolle spielt. Weltweit sind rund 350 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Wird Diabetes nicht behandelt, kann es Nierenversagen oder Erblindung der Betroffenen verursachen.