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Lebensmittelskandal: Härtere Gesetze gegen Etikettenschwindel

Der Bundestag hat schnell auf den Pferdefleischskandal reagiert. Er beschloss, dass die Gesundheitsbehörde zukünftig die Öffentlichkeit schneller informieren muss. Bisher gilt das nur bei Verdacht auf eine Gesundheitsgefährdung. Ab sofort soll die Behörde jedoch auch bei einen „hinreichenden Verdacht auf [eine] erhebliche Täuschung“ die vorliegenden Fakten veröffentlichen. Der Gesetzesentwurf sieht nicht nur die Veröffentlichung von Betrugsversuchen vor. Auch die Bestrafung, mindestens mit einem angemessenen Bußgeld, ist darin geregelt. Nachteilig für Produzenten und Verkäufer ist, dass auch bei unwissentlich verkauften Produkten, die nicht den aufgeführten Inhaltsstoffen entsprechen, die Namen veröffentlicht werden. Dies passierte beispielsweise im gerade bekannt gewordenen Skandal um das illegal verarbeitete Pferdefleisch, als deutsche Produzenten und Lieferanten, im guten Glauben, das gelieferte Fleisch weiter verarbeitet und unter falscher Etikettierung verkauft hatten. In solchen Fällen geht das Interesse der Öffentlichkeit vor, auch wenn die getäuschten Großabnehmer keine Schuld trifft.

Männer sollten sich wie Frauen ernähren

Der Anteil der Nahrungsherstellung am Treibhauseffekt liegt in Deutschland bei circa 20 Prozent. Da für die Fleischerzeugung zusätzlich noch Futtermittel für Tiere angebaut werden, ist der Energieaufwand und damit auch die CO2-Produktion für Fleisch durchschnittlich höher, als für Gemüse und Obst. Daraus ergibt sich, wie jetzt im Magazin „International Journal of Life Cycle Assessment“ veröffentlicht wurde, dass Frauen sich durch ihren höheren Obst- und Gemüseanteil auf dem Speiseplan nicht nur gesünder ernähren, sondern dass sie auch maßgeblich die Umwelt schonen. Analysten rechneten aus, dass wenn sich alle Männer dem Ernährungsstil der Frauen anpassten, eine landwirtschaftliche Fläche in der Größe des Bundeslandes Schleswig-Holstein eingespart werden könnte. Außerdem entstünden 15 Millionen Tonnen weniger Treibhausgase und es würden, bedingt durch die eingesparte Düngung, 60.000 Tonnen Ammoniak weniger freigesetzt werden. Notwendig dafür wäre, dass Männer ihren jetzigen Fleisch- und Wurstkonsum halbieren und statt dessen mehr Brot, Obst und Gemüse essen würden. Man sollte sich allerdings hüten diese Zahlen als Argument für Vegetarismus zu verwenden. Tatsächlich war Fleischkonsum für uns Hominide die Möglichkeit, uns über den Umweg des Schlachttieres die in Gras – das für uns unverdaulich ist – gespeicherte Energie nutzbar zu machen. Die schlechteren Werte für die Umwelt sind keine Folge des Fleischkonsums, sondern der industriellen Fleischerzeugung, für die es billiger ist, gezielt Masttiere zu züchten, die wiederum mit den selben Produkten gefüttert werden, die auch zur Nahrung der Menschen gehören. Würden statt der, allein lebensunfähiger Zuchtschweine- und Rinder, die früheren Urformen unserer Haustiere verwendet werden, sähe die CO2- und Ammoniak-Bilanz wesentlich günstiger für Fleisch aus.

Industriewurst verringert Lebenserwartung

Wer sich jeden Tag Fleisch oder Wurst gönnt, der verkürzt damit seine Lebenserwartung erheblich. Das ist das Ergebnis einer Studie US-amerikanischer Ärzte, die kürzlich im Fachmagazin „Archives of International Medicine“ veröffentlicht wurde. Dafür verglichen die Wissenschaftler die Krankenanfälligkeit von 38.000 Männern und 83.000 Frauen über einen Zeitraum von 22 Jahren und befragten die Probanden regelmäßig über ihre Essgewohnheiten. Um bis zu 12 Prozent höher ist demnach für Menschen mit einem täglichen Fleischverzehr die Wahrscheinlichkeit, an Krebs oder Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken und zu sterben. Erschreckenderweise erhöhte sich die Gefahr sogar auf 20 Prozent, wenn die regelmäßig gegessene Fleischmenge aus industriell verarbeiteten Produkten, wie Aufschnitt und Würstchen stammte. Dies liegt vermutlich an dem fast immer eingesetzten Nitritpökelsalz, durch welches Fleisch und Wurst seine rote Farbe behält und für längere Zeit, in Plastik eingeschweißt, haltbar ist. Was weniger bekannt ist; Nitrit verringert zwar erheblich die Gefahr von Schimmelbildung und ist auch in kleinen Mengen nicht gesundheitsschädlich, allerdings gilt das nur, so lange es nicht heiß wird. Wird mit Nitritpökelsalz behandelte Wurst stark erhitzt, wie dies beispielsweise beim backen, braten und frittieren geschieht, dann bilden sich aus dem Nitrit immens krebsfördernde Nitrosamine. Lebensmittelchemiker, die eher Befürworter von Nitritzugaben bei Wurst und Fleisch sind, da diese schwere Lebensmittelvergiftungen durch Verwesungsgifte verhindern, warnen davor, diese zu stark zu erhitzen. Das jedoch wird öffentlich kaum kommuniziert, da es konsumschädigend wäre, würde bekannt, dass weder Speck, noch Schinken, Salami oder Würstchen die Nitrit enthalten, gebraten werden dürfen. Staatlich in Auftrag gegebene Analysen der Schädlichkeit von Nitritpökelsalz beschränkten sich bisher auf dessen mögliche Gesundheitsgefahr bei kaltem Verzehr.

Das Ergebnis der US-Studie wird hoffentlich dazu führen, dass offener mit dem Thema umgegangen und Verbraucher besser darüber informiert werden, welche Lebensmittel sich für bestimmte Zubereitungsarten eignen, oder nicht. Aber auch ein positives Fazit konnten die Wissenschaftler nach Auswertung der Studie ziehen. Demnach erhöht bereits auch jede kleinere Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten die Lebensdauer der Menschen. Wer regelmäßig anstelle roten Fleisches Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreideprodukte isst, kann sein Erkrankungs- und Sterberisiko um bis zu 19 Prozent senken.

Lebensmittel: Kinderprodukte schneiden schlecht ab

In einem umfangreichen Report stellte die Verbraucherorganisation „Foodwatch“ das Ergebnis einer Analyse von rund 1500 Kinderprodukten vor. Darin wird festgestellt, dass trotz gegenteiliger Behauptung und Werbung, der Großteil der angebotenen speziellen Lebensmittel für Kinder, diese nicht nur keinen positiven Effekt haben, sondern das sie durch die Förderung von Fehlernährung, Übergewicht und Krankheiten verursachen. Mehr als 73 Prozent aller Kinderprodukte gehören zur Kategorie der Genussmittel und enthalten zu viel Fett und/oder Zucker. Selbst die als sehr gesund deklarierten sogenannten Frühstückscerealien enthalten so viel Zucker oder Süßstoff, dass sie als „getarnte Süßigkeiten“ gelten. Lediglich 12,4 Prozent der Kinderprodukte sind Lebensmittel wie verarbeitetes Obst und Gemüse, Säfte oder Saucen, die einen ihrem Sättigungswert angemessenen Nährstoffgehalt besitzen. „Die Industrie will Kinder so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmieren“, warnte Anne Markwardt, Mitarbeiterin von Foodwatch. „Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen – mit Junkfood und Softdrinks schon mehr.“ So liegt der Gewinn beim Verkauf von Obst und Gemüse bei durchschnittlich unter fünf Prozent. Bei Süßwaren und Snacks streichen die Konzerne dagegen einen Gewinn von mindestens 15 Prozent ein. Dessen sollten sich alle Eltern stets bewusst sein, wenn Hersteller behaupten, sich für eine ausgewogene Ernährung der Kinder einzusetzen zu wollen. Die Verantwortung für die Ernährung der Kinder liegt allein bei den Eltern. Als Kinderprodukte deklarierte Waren beinhalten keine kindgerechten Nahrungsmittel. „Kinderprodukt“ ist Werbung. Mehr nicht.