Wie Umfragen zeigen, wächst die Sorge der Deutschen, später von Altersarmut betroffen zu sein. Fast jeder fünfte Arbeitnehmer ab 50 Jahren rechnet nicht damit, als Rentner seinen Lebensunterhalt mit der staatlichen Rente bestreiten zu können. Parallel dazu sinkt jedoch die Bereitschaft der jüngeren Berufstätigen, rechtzeitig in ihre Altersvorsorge zu investieren. Nur die Hälfte aller Berufstätigen unter 30 Jahren plant eine zusätzliche private Altersvorsorge aufzubauen, obwohl auch sie sich über die zu erwartenden geringen Rentenzahlungen im Klaren sind. Die fehlende Bereitschaft zum Sparen wird großteils durch Unsicherheit ausgelöst. So wissen rund 43 Prozent der Deutschen nicht, welche Anlageformen überhaupt noch lohnend und sicher sind. Im Vergleich mit dem Vorjahr sank die Höhe der durchschnittlich in Vorsorgeprodukte investierte Summe um sechs Prozent. Die noch immer am häufigsten geplante Altersvorsorge ist der Kauf oder Bau eines eigenen Hauses. Jeder dritte der vorsorgewilligen Befragten möchte, wenn er es sich leisten kann, in naher Zukunft in ein Eigenheim investieren. Damit hoffen sie auch, einer Entwertung ihrer Ersparnisse zuvor zu kommen, mit der über dreißig Prozent aller Deutschen rechnen. Nach dem Eigenheim hat Gold inzwischen ebenfalls einen hohen Stellenwert bei der Planung von Vorsorgeanlangen, da sich viele Anleger hiervon aufgrund der Finanzkrise eine größere Sicherheit erhoffen, als von Anlagen in Aktien, oder Versicherungen.
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Deutsche gelassen im Umgang mit der Krise
Trotz der nicht abreißenden Flut an Hiobsbotschaften im Finanzbereich, machen sich mit 83 Prozent die meisten Deutschen keine Sorgen um ihr Erspartes. Dies berichtete die „Welt am Sonntag“, wobei sie sich auf die Daten einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK beruft. Nur 17 Prozent der Befragten planen speziell für die derzeitige Euro-Krise besondere Vorsorge für ihr Vermögen zu treffen. Die meisten von ihnen halten dabei Wohneigentum für die beste Möglichkeit, ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Sechs Prozent wollen nach eigener Angabe in nächster Zeit ein Haus bauen, oder eine Eigentumswohnung kaufen. Investitionen in Aktien planen dagegen nur 0,8 Prozent aller Befragten, da das Vertrauen in diese Anlageform in Deutschland nicht hoch ist, obwohl Aktien Sachwerte repräsentieren und damit wesentlich sicherer sind, als beispielsweise Sparguthaben, oder vermögensbildende Versicherungen. Drei Prozent aller Deutschen wollen statt dessen lieber in Gold und andere Edelmetalle investieren. Gold hat in den vergangenen Monaten enorm an Beliebtheit gewonnen und ist entsprechend im Wert gestiegen. Insgesamt gehen die Deutschen aber ziemlich gelassen mit der Finanzkrise um. Nur die wenigsten von ihnen glauben, ihr Geld vor einer eventuellen Inflation schützen zu müssen. „Die übliche Antwort auf vergangene Krisen lautete immer ‚Sparen'“, erklärt Klaus Hilbinger, Leiter der Umfrage bei GfK. „Doch gegenwärtig zeigt sich ein gewisser Fatalismus nach dem Motto ,Bevor meine Bank pleitegeht, kaufe ich mir lieber noch das Auto, das ich schon immer gewollt habe.'“ Dementsprechend gaben fast dreieinhalb Prozent bei der Umfrage an, dass sie statt zu sparen lieber ihren Konsum verstärken. Für einen größer werdenden Teil der Bevölkerung spielt die Finanzkrise für die eigenen Finanzen allerdings keine Rolle, da sie über kein Vermögen verfügen.
Höherer Beratungsbedarf zur Vorsorge von Nöten
Befragungen zeigen, dass rund 83 Prozent aller Deutschen von ihren Banken und Versicherungen nicht über die geplanten Änderungen informiert wurden, die ab Beginn 2012 für die private Altersvorsoge gültig werden. Dementsprechend war über 60 Prozent der Befragten nicht klar, dass ab dem kommenden Jahr niedrigere Garantiezinsen für Renten- und Lebensversicherung angeboten werden. 61 Prozent der vom Marktforschungsinstitut Toluna befragten 1000 Bundesbürger sehen einer erneuten gesetzlichen Änderung eher skeptisch entgegen. Sie gehen zu Recht davon aus, dass sich die Rentenzahlungen durch die geplanten Anpassungen verringern werde. Rund ein Drittel derjenigen, die über die Änderungen Bescheid wussten, planen nach eigener Angabe noch in diesem Jahr zu den alten Konditionen einen Rentenvertrag abzuschließen. Rund 69 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Jahr keinen neuen Abschluss einer Renten- oder Lebensversicherung anzustreben. Die Umfrage zeigt einen noch hohen Beratungsbedarf, der bisher von den Banken und Versicherungen nicht abgedeckt wird. 42 Prozent der Teilnehmer dieser Umfrage sind sich darüber im Klaren, dass ihre derzeitige Altersvorsorge nicht ausreichend ist.
Berufsunfähigkeit oft deutlich unterschätzt
Das wohl am wenigsten bedachte und abgesicherte Risiko, ist in Deutschland die Berufsunfähigkeit.
Drei Viertel aller Deutschen sind nicht ausreichend für den Fall einer eintretenden Berufsunfähigkeit versichert. Einerseits unterschätzen gerade junge Leute das Risiko, andererseits fehlt es oft an ausreichend Informationen zu dem Thema. Für eine Erfassung des diesbezüglich aktuellen Standes, hat die Continentale Lebensversicherungs AG knapp 1000 Berufstätige zwischen 20 und 60 Jahren dazu befragt. 43 Prozent von ihnen glaubten, dass Rückenprobleme die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit sind. 37 Prozent der Befragten hielten Unfälle für die Hauptursache. Tatsächlich müssen jedoch nur 17 Prozent aufgrund von Rückenleiden ihren Beruf aufgeben. Unfälle sind sogar nur in 5 Prozent der Fälle der Grund für die Unfähigkeit, den Beruf weiter auszuüben. Stark unterschätzt werden dagegen psychische Erkrankungen, die in 33 Prozent aller Fälle der Grund für die erzwungene Berufsaufgabe sind. Obwohl 38 Prozent der Befragten als größte Sorge den Verlust ihrer Lebensqualität durch langfristige Krankheiten angaben, realisieren bisher nur 13 Prozent der Arbeitnehmer für sich persönlich das Risiko, Berufsunfähig zu werden. Wenig bekannt ist auch, dass 20 Prozent aller Arbeitnehmer, also jeder Fünfte, aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf aufgeben müssen. Gerade Arbeitnehmer in gut bezahlten Stellungen sollten sich deshalb ernsthaft über eine Absicherung ihres Lebensstandard Gedanken machen und die verschiedenen Versicherungsangebote vergleichen. Tritt die Berufsunfähigkeit ein, ist es dafür zu spät.
Regierung rät erneut zu privater Vorsorge
Das Rentenniveau soll bis zum Jahr 2025 um rund zehn Prozent sinken, wie ein Sprecher des Bundesarbeitsministerium bekannt gab. Dabei gehe es nicht um eine eventuell geplante Senkung der Rente, sondern darum, dass die Erhöhungen in den kommenden Jahren nicht mit der Inflation Schritt halten können wird. Dies ist notwendig, weil es durch den demografischen Wandel nicht möglich sein wird, dass die sinkende Zahl an Beschäftigten die steigende Zahl der Rentner finanzieren kann. Deshalb rät die Regierung erneut, dass sich die arbeitende Bevölkerung stärker um eine private Altersvorsorge bemühen sollte. „Die Renten sind im freien Fall. Es muss eine verbindliche Untergrenze geben, die Altersarmut verhindert“, verlangte dagegen Linksparteichef Klaus Ernst und forderte damit zum wiederholten Mal eine Mindestrente. Diese muss jedoch auch zu bezahlen sein. Bei einer steigenden Zahl von Rentenbeziehern und einer sinkenden Zahl von Berufstätigen, ist dies aber auf Dauer nicht möglich. Der Renten-Generationsvertrag funktioniert nur, so lange es weniger Rentner als Wertschaffende gibt. Damit wird jedoch bald Schluss sein. Altersarmut wird bald ein zentrales politisches Thema sein.