Rund fünf Wochen lang müssen Kassenpatienten durchschnittlich auf Termine bei Fachärzten warten. Privatpatienten dagegen haben nur eine halb so lange Wartezeit. Das ergaben 120 Testanrufe, im Rahmen einer Recherche durch die „Frankfurter Allgemeinen Wochenzeitung“ (FAS). 20 der angeblichen Kassenpatienten erhielten überhaupt keinen Termin. „Überlange Wartezeiten sind leider kein Einzelfall“, erklärte der Bundesgesundheitsminister, Hermann Gröhe (CDU), in einem Interview gegenüber der „FAS“. Er plant, um diese langen Wartezeiten und Benachteiligung von Kassenpatienten zu unterbinden, gesetzlich verbindliche Richtlinien für die Terminvergabe einzuführen. Schon im Koalitionsvertrag hatten sich CDU und SPD darauf geeinigt die Kassenärztlichen Vereinigungen zu zwingen, Servicestellen einzurichten, über die gesetzlich Versicherte Facharzttermine, in einem vorgegebenen Zeitraum, erhalten können. Dagegen beteuerte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, dass lange Wartezeiten kein deutschlandweites Problem seien und eine solche Maßnahme deshalb nicht nötig wäre. Als Hauptgrund für die immer gut gefüllten Arztpraxen gab er zudem die viel zu häufigen Arztbesuche der Deutschen an. „Jeder Bürger sucht im Durchschnitt 17mal im Jahr einen Arzt auf. Mit diesem Wert liegen wir weltweit an der Spitze“, betonte Gassen.
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Krankenkasse: Neue Beitragssätze kommen
Der Bundestag hat die Reformvorlage der Regierung, zur Änderung der Kassenbeiträge, bestätigt. So gelten ab Beginn 2015 für alle gesetzlich Versicherten neue Beitragssätze. Damit können die Kassen in Zukunft Einkommensabhängige Zusatzbeiträge verlangen. Betroffen sind davon nur die Versicherten. Der Arbeitgeberanteil wird durch die Zusatzbeiträge nicht belastet, sondern kann sogar sinken. Der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) verteidigte die Mehrbelastung für die Versicherten damit, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen „zukunftsfest“ gemacht werden müssten. „Unsere Gesellschaft wird älter, dadurch werden auch die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung langfristig steigen.“ Durch die Möglichkeit, verschiedene Therapieoptionen an Zusatzverträge zu knüpfen, solle die Qualität der Leistungen gewährt werden. Experten wiesen allerdings nach, dass nach einer kurzen Entlastung der Versicherten, die Zusatzbeiträge rasant steigen und damit der Grundstein für eine rechtlich abgesicherte Zweiklassenmedizin gelegt wird. Die Kritiker der Reform bemängeln zudem, dass durch die Festschreibung des Arbeitgeberanteils die erwarteten steigenden Kosten allein auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden, was einen herben Einschnitt in den Sozialstaat darstellt. Besonders angesichts der größeren Differenz zwischen Arm und Reich ist dies ein „eklatanter Bruch mit dem Solidarprinzip“, so Annelie Buntenbach, vom DGB-Vorstand.
Warentest: Nur 5 private Krankenversicherungen sind sehr gut
Die Stiftung Warentest hat auch in diesem Jahr die Kosten und Leistungen von 107 Tarifen privater Krankenversicherungen miteinander verglichen. Lediglich fünf von ihnen, erhielten eine „sehr gute“ Beurteilung. Als Vergleichswert wurde ein 35 Jahre alter, gesunder Modellkunde zugrunde gelegt. Vorrangig in den Preisen unterscheiden sich die meisten Tarife, da die angebotenen Leistungen größtenteils gleich sind. Das fällt bei der Entscheidung den potentiellen Versicherungsnehmern allerdings weniger auf, da die Unternehmen jeweils mit einem anderen Teil ihrer Leistungen werben. Deshalb lohnt sich vor der Entscheidung für eine Versicherungsgesellschaft, ein Vergleich der Beitragshöhe. Welcher Tarif der beste ist, hängt aber auch von der Arbeitssituation des Versicherungsnehmers ab. So empfiehlt die Stiftung für Beamte die Tarife BV20 und BV30, der Concordia-Versicherung oder den B20K und B30 der Huk-Coburg, die beide das Testurteil „sehr gut“ erhielten. Immerhin ein „gut“ bekam die Debeka,. Die Beitragshöhe liegt bei diesen Tarifen zwischen 196 und 219 Euro monatlich. Auch für Angestellte ist die Huk-Coburg, mit dem Tarif ‚Komfort 2, eine „sehr gute“ Wahl, gefolgt vom Tarif VKA+u, der Provinzial Hannover, der allerdings nur in Niedersachsen erhältlich ist und dem Tarif Top 6, der Nürnberger, der als „gut“ beurteilt wird. Als günstigste Versicherungen für Selbständige ermittelte die Stiftung den VKSu der Provinzial Hannover, als „sehr gut“ und die Bayerische-Beamten-Krankenkasse (GC 900S plus Krankengeldtarif TAF 29), sowie die Huk-Coburg (Komfort 2) mit dem jeweiligen Urteil „gut“. Wer sich im Vorfeld die Zeit nimmt, die verschiedenen Angebote zu vergleichen und das für sich beste auszusuchen, kann so pro Jahr mehrere hundert Euro sparen.
Gesundheitsausgaben steigen stark an
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ermittelte, sind in Deutschland die Ausgaben für Gesundheit 2011 gravierend gestiegen. Demnach verzeichnete das Amt eine über 2,3 prozentige Steigerung, gegenüber dem Vorjahr, auf insgesamt 300,4 Milliarden Euro. Insgesamt liegt der Anteil der Gesundheitsausgaben, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, inzwischen bei 11,3 Prozent. Davon fallen auf die privaten Krankenversicherungen Ausgaben in Höhe von circa 28 Milliarden und auf die gesetzlichen Krankenversicherungen rund 172, 4 Milliarden Euro. Auch für die Zukunft rechnet das Statistische Bundesamt mit einer anhaltenden Zunahme der Kosten. Ursache sind die längere Lebensdauer und die verbesserten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten, die zwar die Lebensbedingungen, gerade bei chronischen Krankheiten, erheblich verbessern, aber auch sehr teuer sind. Momentan ist noch nicht klar, wie die Kosten in Zukunft bestritten werden können. Die Versicherten befürchten, dass sich nicht nur die Versicherungsbeiträge, sondern auch die Zuzahlungen für Therapien erhöhen werden.
Deutsche erwarten schlechtere Gesundheitsvorsorge
Der Finanzdienstleister MLP hat, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach, eine Studie über die erwartete Entwicklung des deutschen Gesundheitswesens erstellt. Mit 79 Prozent bewerten vier von fünf der Befragten das aktuelle Gesundheitssystem bisher aber noch als gut bis sehr gut. Bemängelt werden vor allem die oft langen Wartezeiten und die zu langwierige Terminvergabe, vieler Fachärzte. Die von der Regierung geplante zentrale Terminvergabestelle halten aber weniger als die Hälfte der Deutschen für nützlich. Obwohl sich die befragten Ärzte und Patienten durchschnittlich positiv über die aktuelle Situation äußerten, gaben sie doch an, für die Zukunft erhebliche Verschlechterungen zu erwarten. Sie befürchten vor allem eine Verschärfung der schon sichtbaren Zwei-Klassen-Medizin. Zudem sind sie besorgt über die wachsende Zahl an Klinikschließungen und den flächendeckenden Personalabbau. Ein Drittel der Patienten und zwei Drittel der Ärzte denken, dass es innerhalb der nächsten zehn Jahre gravierende Verschlechterungen in der medizinischen Versorgung geben wird. Die Mehrheit der Befragten glaubt, dass zukünftig nur noch eine medizinische Grundversorgung von den Kassen übernommen wird und sie den größten Teil anfallender Kosten selbst tragen müssen. Schon jetzt müssen viele Ärzte notwendige Therapien aus Kostengründen verschieben. Außerdem fürchten sie eine weitere Einschränkung ihrer Therapiefreiheit. Befragt wurden für diesen Gesundheitsreport 500 Ärzte und 2100 Patienten.