Trotz des noch immer steigenden Wirtschaftswachstums ist die Zahl der Menschen die an der Armutsgrenze lebt nicht zurück gegangen. Circa 12 Millionen Menschen in Deutschland, das entspricht 14,5 Prozent der gesamten Bevölkerung, gelten als armutsgefährdet. Auch unverändert bleibt die Armutsquote in Ostdeutschland mit 19 Prozent deutlich höher, als in Westdeutschland, in denen 13,3 Prozent der Menschen davon betroffen sind. Als Armutsgefährdet gilt, wessen Einkommen sechzig Prozent des durchschnittlichen Einkommens unterschreitet. Das wäre aktuell in Deutschland für eine einzelne Person ein Einkommen unter 826 Euro, für ein Paar mit zwei Kindern 1735 Euro. Statt einer Verbesserung der Situation zeichnet sich ein Negativtrend ab. So stieg in der Hauptstadt Berlin, innerhalb der letzten fünf Jahre, die Armutsgefährdungsquote von 17 auf über 19 Prozent. In Nordrhein-Westfalen stieg die Wahrscheinlichkeit von 13,9 auf 15,4 Prozent. Der Paritätische Wohlfahrtsverband weist auch darauf hin, dass in den genannten Bundesländern die höhere Armutsquote nicht mit einer höheren Arbeitslosigkeit zu erklären ist, da in beiden Bundesländern die Zahl der Hartz-4-Empfänger in dieser Zeit konstant geblieben ist. Die gesunkenen Einnahmen sind die Folge der staatlich unterstützten Zeitarbeitsfirmen, die inzwischen rund 900.000 Mitarbeiter beschäftigen. Diese müssen, nicht selten gegen ihren Willen, da die Agentur für Arbeit sie zur Aufnahme einer Tätigkeit als Leiharbeiter zwingen kann, für einen erheblich geringeren Lohn arbeiten, als bei gleicher Arbeitsleistung fest angestellte Mitarbeiter. Vor allem in den Ballungsgebieten gibt es, nach Aussage des Hauptgeschäftsführers des Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, eine extrem hohe Armutsquote „mit seit Jahren steigender Tendenz“. Schneider: „Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen.“