Leben retten und Organspendeausweis zulegen

Immer mehr Menschen warten auf lebenswichtige Organe, deshalb fand jetzt ein Interview mit Nadja Komm statt. Sie arbeitet als Transplantationsbeauftragte am Universitätsklinikum Heidelberg. Zu ihren Aufgaben gehört die Beratung von Organspendern und ihren Angehörigen. Die Zahl der Organspender in Deutschland stagniert zur Zeit anstatt anzusteigen und dies obwohl die Mehrheit der Deutschen helfen möchte.

In Zahlen gesehen warten derzeit in etwa 12.000 Patienten auf ein Organ. Jeden Tag sterben davon vier Patieten, weil das passende Organ nicht gefunden werden konnte. Dagegen stehen die potenziellen Spender. Hier versterben täglich zwischen sechs bis acht Menschen.

Nicht einmal jeder fünfte in Deutschland besitzt so einen Ausweis. Frau Komm erklärt sich dies aus gesellschaftlichen und auch organisatorischen Gründen. Sie glaubt weniger an eine mangelnde Bereischaft, da nach Umfragen zufolge zwischen 65 und 84 Prozent der Deutschen im Falle eines Todes ein oder mehrere Organe spenden würden. Laut Komm sind viele Deutsche in unserer Kultur nicht in der Lage sich mit so einem ernsten Thema, wie dem Tod auseinanderzusetzen. Wir sind zu keiner Zeit des Erwachsenwerdens oder auch später verpflichtet, uns gesellschaftlichen und zudem derart schwierigen Themen zu widmen. Doch es ist eine „Zivilcourage“, zu der wir uns nicht durchringen können und zuviel Angst haben. Doch oft schrecken die Menschen vor einem Organspendeausweis zurück, da sie vermuten, dass sie nur mit einem „Ja“ oder mit einem „Nein“ antworten können. So ist dies allerdings nicht, man kann ganz genau bestimmen, was für Organe und wieviele man spenden möchte. Selbstverständlich kann man dies auch immer wieder ändern, wenn man die Meinung dazu, aus welchen Gründen auch immer, ändert.

Die häufigste Frage der potenziellen Spender lautet: „Tut der Arzt, wenn ich einen Organspendeausweis habe, wirklich genug für mich, bevor ich sterbe?“ Die Antwort lautet ja. Es ist nicht im Sinne der Medizin einen Menschen sterben zu lassen, wenn man etwas für ihn tun kann. Selbst wenn man dafür vielleicht fünf andere Menschenleben dafür retten könnte. Es wird immer alles mögliche versucht, den Tod zu vermeiden. Auch mit Missverständnissen haben Transplantationsbeauftragte zu kämpfen. Viele glauben sie könnten aus religiösen Gründen nicht spenden. Doch im Gegenteil, die meisten Religionen sehen die Organspende eher positiv. Selbst der Islam sieht die Organspende als eine gute Tat.

Doch schwierig ist bei Todspendern immer der Umgang mit den Angehörigen. Oft wissen diese gar nichts von dem Ausweis und haben ein Trauma zu bewältigen. Oder haben im gleichen Moment, wo sie einen geliebten Menschen verloren haben sich für eine Organspende entschieden. Für sie gibt es allerdings die Möglichkeit, sich nach einigen Wochen bis Monaten über den Gesundheitsstand des Empfängers von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) informieren zu lassen. Manche Angehörige nehmen dies auch war. Auch wenn einige erst nach Jahren dazu bereit sind. Andersrum ist es natürlich so, dass die meisten Empfänger sich unglaublich gern bedanken würden. Deshalb haben sie die Möglichkeit, Dankesbriefe zu schreiben, die dann von der DSO anonym weitergeleitet werden. Alle Daten werden strengstens geschützt.

Zu den Spenden im Einzelnen:

  • Lebendspenden sind:
    • Niere, Leber, Stammzellen und Blut
  • Todspenden auch postmortale Spende genannt sind:
    • Haut, Blutgefäße, Dünndarm, Nieren, Leber, Bauchspeicheldrüse, Lungen, Herz und Augenhornhaut

Eine Spende sollte in jedem Fall freiwillig sein.

Doch nun ist es an der Zeit, wenn man helfen möchte, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich einen Organspendeausweis zuzulegen. Selbst wenn man keine Organentnahme möchte, kann ein Organspendeausweis helfen, dann werden nach dem Tod auch nicht die Angehörigen mit dieser Entscheidung belastet. Sollte deshalb nicht jeder Deutsche einen Organspendeausweis besitzen? Sollte man dies nicht zur Pflicht machen, selbst wenn man „NEIN“ zur Organspende sagt? Vielleicht besitzt bald zumindest jeder zweite Deutsche einen solchen Ausweis. Die Patienten auf der Warteliste würden sich bedanken.

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