Pocken: Soll die Forschung eingestellt werden?

Schon vor 34 Jahren wurde die Pockenerkrankung durch die Weltgesundheitsbehörde (WHO) für ausgestorben erklärt. Der letzte weltweit an Pocken erkrankte Mensch war der somalische Krankenhausangestellte, Ali Maow Maalin, im Jahr 1977. Trotzdem können Wissenschaftler nicht ausschließen, dass die Krankheit eines Tages wieder ausbricht. Deshalb werden aktuell in je einem Labor in Russland und den USA noch Pockenerreger aufbewahrt und erforscht. In dieser Woche muss die Weltgesundheitsorganisation entscheiden, ob die Gefahr der Lagerung von Pockenviren schwerer wiegt, als die Gefahr einer erneuten Pockenepidemie. Ein solcher Ausbruch wäre verheerend, da seit Jahrzehnten nicht mehr gegen Pocken geimpft wird und auch der Impfschutz der Älteren, ist nach so vielen Jahren nicht mehr wirksam. Vor der Impfung erkrankten rund 300 bis 500 Millionen Menschen an Pocken, von denen rund ein Drittel starb. Die Überlebenden bleiben durch die Pockennarben schwer entstellt. Eine medikamentöse Behandlung ist noch immer nur wenig erfolgreich, so dass allein die vorbeugende Impfung einen ausreichenden Schutz vor den Folgen einer Pockenerkrankung bietet. Auch wenn seit 37 Jahren keine Krankheitsfälle mehr bekannt wurden, bleibt die Gefahr für ein Wiederaufleben der Seuche bestehen. Vor allem die den Menschenpocken verwandten Kuh- und Affenpocken gelten als mögliche Gefahrenquelle. Kuhpocken sind zwar für Menschen nicht gefährlich, doch bei einer Mutation der Viren, könnte sich das schnell ändern. „Die Viren der Kuh- und Affenpocken sind genetisch zu über 95 Prozent mit dem Erreger der Menschenpocken identisch“, erläutert der Virologe Gerd Sutter, von der Ludwig-Maximilian-Uni München. Für uns gefährliche Mutationen sind deshalb nur eine Frage der Zeit. Aus diesem Grund raten Wissenschaftler davon ab, die letzten im Labor befindlichen Pockenviren zu zerstören und empfehlen, ihn statt dessen weiter zu erforschen.